Bali Mandala News 1/2021
Bali Mandala News 1/2021

Bali Mandala News 1/2021

Liebe Gäste und Freunde des Bali Mandala,

das Leben und „Sein“ hier im Bali Mandala bestand für alle Gäste bis zum letzten Frühjahr aus Begegnung und Austausch auf der einen und der Möglichkeit zum Rückzug und „Für-sich-Sein“ auf der anderen Seite. Jede(r) darf und durfte so sein, wie er/sie ist.

Nun sind es besondere, ungewöhnliche Zeiten für uns alle, so auch für die Mitarbeiter, für Maggie (unsere Gästebetreuerin) und mich hier im Bali Mandala, die eher Rückzug und „Für-sich-Sein“ bedeuten. Daher erreichen Euch dieses Mal besondere Bali Mandala News: Ging es in den letzten neun Ausgaben um alles, was sich im und um das Bali Mandala alles tut, geht es nun um ein paar persönliche Zeilen, die ich Euch senden möchte.

Viel Spaß beim Lesen. Und bleibt gesund!

Herzlichst,

Rainer Grenkowitz

Lichtzeichen Bali Mandala  Zehn Monate Lockdown im Bali Mandala – eine ganz persönliche Chronik

Dem Virus haben wir, neben dem gesundheitlichem Leid, zu „verdanken“, dass viele Menschen weltweit an ihre Grenzen stoßen. So auch hier bei uns im Bali Mandala. Denn es darf nicht mehr gereist werden – und das bedeutet: Keine Gäste.

Die Angestellten der großen Hotels im Süden Bali’s wie Kuta und Seminyak wurden leider schon lange fristlos gekündigt und in ihre Heimatdörfer geschickt. Unsere Mitarbeiter können wir zum Glück teilweise noch stundenweise beschäftigen, denn das Bali Mandala soll ja auch jetzt weiter „in Schuss gehalten“ werden für den Tag, an dem die Grenzen Bali’s sich wieder öffnen.

Die Mitarbeiter und ich, wir alle haben so eine Situation noch nicht erlebt: kein Tourist auf Bali. So bewegen unsere Fahrer zum Beispiel mangels Fahrgäste die Autos mindestens ein Mal die Woche, damit die Batterien sich nicht entleeren. Zudem halten sie sich mit kreativen weiteren Jobs über Wasser, ob sie nun einen Warung (Kiosk) eröffnen oder Orangen anbauen.

Und ja, ab April 2020 wurde es für mich auch eine immer herausfordernde Zeit. Die gewohnten Geräusche wie Kinderlachen, beim Zusammenkommen zu nährenden Gesprächen im Restaurant, Yoga-Sessions in der Meditationshalle, Geplantsche im Pool , aber auch die des Lichterfestes an Weihnachten, sind einer enormen Stille gewichen – und dem Singen der Vögel, die scheinbar wie unbeirrt weiter singen und zirpen wie eh und je.

Schon irgendwie komisch: Unser Restaurant mit seinen sieben Tischen ist leer. Das erste Mal seit über 16  Jahren habe ich den Platz für mich alleine. Morgens, mittags und abends!  Ich bin privat, ganz einfach für mich privat, was ich so vorher gar nicht kannte. Nur Maggie unsere Gästebetreuerin und Lisa – bis vor ein paar Monaten unsere Schulkoordinatorin und zurück nach Deutschland abgereist – leben bzw. lebten auf dem Gelände.

Da unsere Mitarbeiter von Monat zu Monat erst Tage und dann stundenweise arbeiten, tauche ich immer tiefer in die Stille meines Wesens. Ich entwickelte mir ein neues Trainingsprogramm um körperlich, seelisch und emotional im Fluss zu bleiben und nannte es „Die Tausend Göttlichen“:

Das Programm besteht daraus, dass ich 1000mal mit ausgestreckten Armen meine Hände schließe und öffne, dabei gleichzeitig in verschiedenen „Geh-Stilen“ durch das Bali Mandala gehe. Trippeln, Heavy Walk, Light Walk – wonach mir gerade ist.

Es sieht mich kein Gast, der um meinen Geisteszustand bangen muss – denn es sieht schon sehr komisch aus. Es erinnert einen an den Gang der Marx-Brothers, wie sie den Oberkörper vorgebeugt, den Hals ausgestreckt und mit seitlich schwingenden Armen durch die Stadt laufen. Aber: in den letzten Monaten hat sich das Ganze immerhin bis auf 5000 Mal am Tag gesteigert. Und da ist das Aussehen zweitrangig…

Da Bali zurzeit immer noch für Touristen geschlossen ist, fühle ich mich manchmal ein bisschen wie Napoleon auf St. Helena. Keiner durfte auf die Insel und keiner runter. Und ich danke Maggie – ohne sie würde ich das gar nicht schaffen. Wir machen das klasse zusammen – wer hätte gedacht, dass wir so eine Situation gemeinsam erleben werden.
Zudem hätte ich ohne meine Meditationspraxis in all den Monaten meinen Geist „nicht reiten“ können. So hat jede und jeder etwas, das sie und ihn ermutigt und stärkt.

Von dieser Stelle aus wünsche ich Dir, Euch und uns solch eine „Stärkung“, dass sich die Zeiten sehr bald wieder ändern und das Licht am Ende des Tunnels sehr rasch größer werden möge.